Einfühlungsvermögen – Empathie
Den Köpfen, Gesichtern, Physiognomien, einem zentralen Teil meiner Bilderwelt, liegt die Erfahrung zu Grunde, dass mir diese Darstellungen Klarheit verschafften. Emotionale empathische Nähe zu mir. Das Erlebnis der Schöpfung, die technische Herausforderung, die Arbeit, lenken oft ab von dem, was da entsteht. Mir ist die Lust am Vorsatz vergangen. Die Zwangsvorstellung, der Wollens-terror, da bricht die schönste Offenbarung in sich zusammen. Erkenntnis kommt von dem Abenteuer bislang Unbekanntes zu begreifen. In einem kreativen Anfall zu verbildern.
Das Innerste nach Außen kehren. Bildung. Nicht die Einbildung einer Ausbildung, sondern im Gegenteil, die Ausbildung einer Einbildung, bricht sich Bahn. Und dieses Innenbild, diese emotionale Unbildung, das Unbewusste, die totale Unreife, kann sich entfalten im schöpfenden Schaffen. Aus dem großen Teich der gefühlten Erfahrungen, die nie die Zeit der Bewusstwerdung, der Entfaltung bekamen.
Dem Teil schulischer Erziehung, der Überprägung, wollen wir keine Sekunde mehr opfern.
Im Scherz: Bilder-Dung. Wie verstümmelt auch immer die ersten Erscheinungen in dieser neuen Sprache auch sein mögen, verliert man sich nicht gleich wieder in eitlen Manieren, machen die verborgenen Selbstbilder allmählich eine charakterbildende Reise durch die Tiefen schlecht verarbeiteter Erlebnisse. Es gibt also die Chance, mit sich selbst bekannt zu werden. Dünger für Gedankenfreiheit nach dem Prinzip „schauen wir mal, dann sehen wir schon“. Das Schaffen darf ruhig schneller voranschreiten, als der grobe Wille. Seine Vorurteile und angelernten Besser-wissereien humpeln nur hinterdrein. Das Ego aufgeblasene Bewusstsein kann nur in der Vergangenheit und aus der Vergangenheit existieren. Es stelzt auf tönernen Beinen in eitlen Höhen und Scheinbildern herum. Oft ignoriert es die unhübschen Feigheiten, lügt an Schwächen vorbei und torkelt durch den Nebel einer Scheinwelt. Die neue Erfahrung braucht den vorurteilslosen Raum. Eine Reise aus den Nebelfeldern. Die Beschau des Ergebnisses zeigt, wo technisches Unvermögen stehen, wo unklare Gefühle und Unbeholfenheit zu eitlem Schwachsinn führen. Krampf und Wut können schön privat an sich, mit sich und durch sich erfahren und geklärt werden. An der Reibung mit der Wirklichkeit ändert sich nur die Klarheit.
Bewusst sein – ist erst sinnvoll, wenn die Grundlagen des Bewusstseins eher nebelfrei sind.
Eine neue Sprache zu lernen, womöglich die einzig eigene ist nicht ganz so leicht. Zugegeben.
Künsteln ist wie Mathematik nur ein Beschreibungsversuch, wie eben Sprache. Jede hat ihre spezifischen Feinheiten und Eigenschaften, aber alle dienen der Erkenntnis. Kunstform allesamt.
Wer im selbstgefälligen Gegröle sich und andere zu betäuben versucht, kann unter billigen Marktschreiern durchaus überleben. Die Herde oder Horde Gleichartiger sichert ein wenig den Nebelpfad. Die Mitteilungsunbegabten, die, denen nie die Zeit blieb, Sprachen zu erlernen, klopfen dann einmal auf den Busch. Das gemeinsame Drohen beruhigt.
Suchtversoffen zugedröhnt, ist Wolkenzone, in der es entspannend sein kann Wikinger zu spielen. Auch Vick-kinger ist eine Variante, den Hormondämpfen an den Pheromonwölkchen, gedankenfrei gerecht zu werden. Schließlich schießt mit der Klarheit des Herrn Macho die Kraft über. Die Kinder dann zu erhalten und zu lieben ist sicher eine Altersfrage und eine der Reife. Auch eine der Möglichkeiten. Prekär.
Die sind doch alle politisch unmündig.
Schnell müssen da dann andere eingreifen und unterstützen, wo bodenlos im Sumpf der Lockungen alles verloren scheint.
Leben lassen. Menschenleben, was ist das?
Den inneren Nebeln und Such-versuchen ist durch den bildnerischen Eigendialog eine Möglichkeit eröffnet, mit der man sich selbst näherkommen kann. Die Gründe der Verirrungen und Wirrungen, die Lust am Realitätsverlust können langsam zur Selbstheilung bildhaften Ausdruck finden. Sogar bis zur Selbsterkenntnis der Griechen. Der figürlichen Klarheit kann es durchreifen. Zeit aber, der Einsatz ist doppelt so hoch als die bereits verspielte Zeit. Es gibt keine Regel, keine Verbindlichkeit. Die zermalmende Eile geldabschöpfender Computer, zerstört und vernichtet menschliches Maß.
Den Maßlosen gehört die Welt.
Die Chance im großen Meer von Mehr ruhig tief und weit zu sehen wird aber vertan, bleiben die Nebel undurchdringlich. Spricht man nicht zu sich selbst.
Mir haben viele meiner Bilder zur Verfestigung meiner eigenen Meinung und Ansichten verholfen, ausgerechnet wegen der unglaublichen Möglichkeiten. Die Erschütterung im Erkennen so ungeahnt vieler Möglichkeiten hat eine lächerliche Engstirnigkeit in eine ebenso sanfte, wie zorngeschwellte Vielfältigkeit verwandelt.
Es gab eine Zeit der Verlustangst, der Unentschlossenheit, denn wenn eine Entscheidung getroffen wird, sind meist auch schon alle anderen Möglichkeiten ausgeschlossen. Selbst bei Ölmalerei kann man die kleinliche Hoffnung haben, es doch noch übermalen zu können, und erst recht bei Malerei im PC, doch genau das ist für mich der vollkommen falsche Ansatz.
Ich habe kleine Dogmen für mich erfunden, an die ich mich halte, um in absehbaren Zeiträumen zu Ergebnissen und Aussagen zu kommen.
Ein Wichtiges: Es muss nachher besser sein als vorher, geht nichts mehr, dann ist es eben so, der vorläufige Rand des Könnens ist erreicht. Eine Selbsterkenntnis und Ansporn auf innere Entwicklung zu hoffen, braucht das dünne Eis des narzisstischen Spiegels um der Selbsterkenntnis und Eigenliebe wegen. Also weiter zu machen und nicht im Selbstmitleid zu ersaufen oder zum Tier zu werden.
Sprung vorwärts, aufrecht.
Noch eine selbstgestrickte Regel: - Wenn mich das Bild ansieht, wenn mich etwas trifft, wenn mir Klarheit, Gefühl und Erkenntnis vor Augen stehen, dann ist es fertig!
Daher schließlich die langjährige Neigung zu Physiognomien. Da blickte mich Gefühltes an, erschreckte mich auch anfangs gelegentlich.
Schließlich ein beruhigender Augenblick. Gewissheit. Fertig, es trifft mich, verstehe ich es heute noch nicht ganz, so kommt es noch, ich kenne das nun. Es geht auch um Zeit, um Veränderung.
Das Bewusstsein muss Erkenntnis erst reifen lassen. Aus den Kellern lichtscheuer Gefühle dämmert klarerer Wein als im Sturm verpuffte Oberflächlichkeit.
Im Spiegel konsumistischer Narzissereien fällt meist das zersplitterte Selbst nicht auf.
Schaffen – aus dem Inneren schöpfen – Selbsterkenntnis, einfühlen und hervorbringen – sich selbst überraschen mit dem aus tiefem Inneren Erschaffenem, woran die Einen vermeinen Höherem danken zu müssen, andere ein tiefes Echo der Evolution vernehmen zu können. Bla bla bla. Mach es dir doch selber.
Evolutionär Klartext: Krieg, Stark gegen Schwach, Reich gegen Arm. Das ist im Tierreich sinnvoll. Wenn der Mensch ein Tier ist, dann ist das auch sinnvoll, denn viele Feinde hat der Mensch weitgehend ausgeschaltet. Hunger und die daraus resultierenden Anfälligkeiten. Bakterien, Viren, ja das eigene Abwehrsystem der Entzündungen, allerhand hat die Menschheit in den Griff bekommen. Dennoch gilt der Krieg Reich gegen Arm. Tierische Konkurrenten sind abgeschlagen. Aber die evolutionäre Triebhaftigkeit des Siegen-wollens, der steht nichts im Weg.
Das Paradoxon des Leben-lassens gilt nur für unterwürfige Dienstleister. Für Verwandte und Freunde. Da kann dann Mord und Totschlag für Feinabstimmung sorgen (siehe Griechen und Römer), aber im Großen und Ganzen, wenn nicht so viel gelogen würde und verzerrt, wenn die staunenswerte Wahrheit in all ihren Facetten den Aspekt der Relativität in die Beurteilung hereinnehmen würde, dann erst bestünde eine Chance zum Aufbruch aus dem Tierreich in das menschenwürdige Bewusstsein.
In das „göttliche Bewusstsein“ , dem Sinn der Willkür.
Paradox eben.
Gleichgültig, Es befestigt mir das Selbst im Inneren. Das künstlerische Bewusstsein. Jenes kann aber trotzdem in Unfrieden mit der Welt anderer geraten.
Die Freundlichkeit der Willkür mag sich mir noch nicht erschließen. Der Lottosechser für alle.
Zorn bleibt. Die Kraft der Wut, die blutrünstigen Nebel des Hasses lichten sich in der Arbeit. Es treten lichte Momente, Hoffnung, Trost auf.
Wenn ich mich ändere, ändert sich die Welt nicht wirklich.
Hebt sich Schleier um Schleier, wird nur das Bild klarer.
Die eigenen überwundenen Unzulänglichkeiten und Selbstbetrügereien sind zu erkennen.
Dadurch ändert sich die Welt.
Empathische Gefühle, das Teil nehmen, schließt den Sieger aus.
Das erklärt doch alles.